Ich habe letztens einen interessanten TED-Talk gesehen. Es ging um das Thema „What if There’s Nothing Wrong With You“. Er wurde von der langjährigen Psychotherapeutin Susan Henkels gehalten, die sich immer und immer wieder angehört hat, was mit den Menschen nicht stimmt. In vielen Fällen versuchte sie tiefer zu bohren, indem sie immer wieder zurückfragte, was denn schlimm daran sei. Die Antwortkaskade führte irgendwann zu einem Punkt, an dem dem Patienten klar wurde, dass der angebliche Fehler in gewissen Aspekten einen positiven Einfluss auf sein Leben gehabt hat. Beispielsweise beschwerte sich ein Patient, dass er große Probleme damit hat, Anschluss und Freunde zu finden. Am Ende gestand er ein, dass er nur durch die viele Zeit, die er allein verbrachte, seine Kreativität voll ausleben konnte und das auf keinen Fall eintauschen wollen würde.
Henkel stellte sich die Frage, ob nicht den meisten Menschen gar nichts fehlte. Klar gibt es ernste psychologische Probleme, die therapiert werden müssen. Viele stören sich aber einfach an Eigenschaften, die kein krankhaftes Problem darstellen. Henkel empfiehlt, öfter die Einstellung „es ist, wie es ist“ zu haben und eine akzeptierende Haltung einzunehmen.
Das Thema berührt mich, weil ich mich ertappt fühle. Ich versuche ständig, irgendetwas an mir zu verbessern. Ich suche regelrecht Probleme an mir. Dann lese ich ein Buch und unzählige Artikel darüber und versuche, mich in diesem Aspekt zu verbessern. Was wäre, wenn ich solche Eigenschaften an mir einfach akzeptieren würde? Ich sehe bei diesem Thema eine starke Verbindung zum Thema „Selbstmitgefühl“, worüber ich gerade das Buch von Kristin Neff lese. Auch Neff empfiehlt, sich selbst so zu akzeptieren wie man ist und nicht immer nach Fehlern zu suchen, die man verbessern kann.
Diese Einstellung ist für mich neu. Ich frage mich, ob es mein Leben verbessern würde, wenn ich das könnte. Ich bin großer Anhänger des lebenslangen Lernens. Bisher ging das für mich immer damit einher, solche augenscheinlichen Probleme an mir selbst zu lösen. Wenn ich damit aufhören würde, könnte ich die Zeit des lebenslangen Lernens dazu nutzen, mir neue Fähigkeiten anzueignen und Dinge zu erfahren, die mich wirklich interessieren. Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstmitgefühl scheinen mir Fähigkeiten, nein eher Lebenseinstellungen zu sein, die sich wirklich lohnen und die einen davon abbringen können, in sich ständig Probleme zu sehen.
Wer noch tiefer einsteigen möchte: Susan Henkel hat zu dem Thema auch ein Buch geschrieben.
Fühlst Du dich auch ertappt dabei, ständig Probleme an Dir zu suchen und lösen zu wollen? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.