Wie so viele Menschen habe ich in den letzten Jahren meinen Kaffee lieb gewonnen. Es ist zur Gewohnheit geworden, dass ich jeden Tag zwei bis drei Tassen trinke. Meist ist es eine Tasse am Vormittag und eine am Nachmittag, aber der Zeitpunkt meiner Kaffees ist nichts, worüber ich mir bisher Gedanken gemacht habe. Das hat sich jetzt geändert. Neben vielen anderen Dingen ist im Buch „Mehr Zeit“ von Jake Knapp und John Zeratsky beschrieben, wie Koffein funktioniert und wie man seinen Koffeinkonsum dahingehend optimieren kann, dass man über den Tag einen möglichst hohen und konstanten Energielevel aufrecht erhalten kann.
Koffein dockt bei uns im Gehirn an bestimmten Rezeptoren an. Das sind diejenigen, an denen normalerweise Adenosin andockt, welches dafür sorgt, dass wir müde werden. Genau genommen bringt uns Koffein also gar keinen neuen Energieschub, sondern es sorgt dafür, dass Adenosin nicht an den dafür vorgesehenen Rezeptoren andocken kann, um uns müde zu machen. Wenn die Wirkung des Koffeins nachlässt, kann das bis dahin noch nicht abgebaute Adenosin wieder andocken. Dann brauchen wir neues Koffein, um unseren Energielevel konstant zu halten.
Viele Menschen trinken eine Tasse Kaffee direkt nach dem Aufstehen, um wach zu werden. Das macht nicht viel Sinn, denn unser Körper sorgt bereits dafür, dass wir wach werden, indem er direkt nach dem Aufstehen Cortisol ausschüttet. Aus diesem Grund hat Koffein zu diesem Zeitpunkt noch gar keine große Wirkung. Damit das Koffein tatsächlich Auswirkungen auf unseren Energielevel hat, sollten wir die erste Tasse Kaffee nicht vor 9:30 Uhr trinken.
Um den optimalen Zeitpunkt für weitere Tassen Kaffee am Tag zu ermitteln, sollten wir ein paar Tage lang beobachten, zu welchen Zeiten wir normalerweise schlapp machen. Wenn wir dann einen Kaffee trinken, ist es zu spät, denn Koffein benötigt etwa 30 Minuten, bis es seine Wirkung entfaltet. Daher müssen wir den Müdigkeitszeitpunkt vorher ermitteln und dann in Zukunft etwa 30 Minuten vorher eine Tasse Kaffee trinken.
Bei all den Überlegungen muss man aber aufpassen, dass man seine letzte Tasse Kaffee nicht zu spät zu sich nimmt, denn ansonsten kann das Koffein das Einschlafen negativ beeinflussen. Die Halbwertszeit von Koffein liegt bei fünf bis sechs Stunden, das heißt wenn man um 16:00 Uhr den letzten Kaffee trinkt, ist gegen 21-22 Uhr erst die Hälfte abgebaut. Wenn wir also bemerken, dass wir schlecht einschlafen können, sollten wir ausprobieren, den Zeitpunkt der letzten Koffeinaufnahme etwas nach vorn zu verschieben.
Mich hat das Kapitel über Koffein inspiriert, weil ich den damit verbundenen Gedanken an einen über den ganzen Tag hinweg konstant hohen Energielevel faszinierend finde. Natürlich spielen da neben dem Koffein noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle, zum Beispiel Schlaf, Ernährung und ein aktiver Lebensstil. Des Weiteren ist bei der Auswahl des bestmöglichen Zeitpunkts zur Koffeinaufnahme neben dem Energielevel die Wechselwirkung des Koffeins mit der aufgenommenen Nahrung zu beachten: Da Koffein die Aufnahme von Eisen im Körper hemmt, verzichte ich darauf, einen Kaffee direkt nach einer Mahlzeit zu trinken. Daraus ergibt sich meine aktuelle Strategie: Ich trinke meine erste Tasse Kaffee gegen 9:30 Uhr und eine weitere gegen 14-14:30 Uhr.
”Coffee cup” by Ryan Adams is licensed under CC BY 2.0.