Im Kurs “30 Days to Better Writing” habe ich gelernt, dass ich das Schreiben unbedingt vom Editieren trennen sollte. Dabei sollte das Ziel sein, beim Schreiben so viele Worte wie möglich aufs Papier zu bringen, denn Worte sind die Rohstoffe, die man fürs Editieren braucht.
Je schlechter der erste Entwurf, desto Aufwendiger das Editieren
Seitdem ich den Kurs abgeschlossen habe, habe ich einige erste Entwürfe editiert. Der Aufwand ist viel höher als ich mir das vorgestellt hatte, selbst für relativ kurze Artikel. Je schneller und unstrukturierter ich beim Schreiben vorgegangen bin, desto mehr ist hinterher beim Editieren zu tun. Im Kurs wurde sogar nahegelegt, beim Schreiben niemals Backspace zu drücken und selbst Rechtschreibfehler, die sofort auffallen, nicht zu korrigieren. Alles ist darauf optimiert, in der Zeit des Schreibens so viele Wörter wie möglich aufs Papier zu bringen.
Nach ein paar Wochen Erfahrung kann ich sagen, dass ich nicht in allen Punkten mit dem Kurs übereinstimme. Ich denke, beim ersten Entwurf kann man schon darauf achten, korrekte Sätze - sowohl vom Satzbau als auch von der Rechtschreibung und Grammatik - zu schreiben. Ich habe ein paar Artikel editiert, bei denen ich während des ersten Entwurfs auf Anraten des Kurses überhaupt nicht auf Korrektheit geachtet habe. Das Editieren war aufwendig, im Prinzip habe ich die kompletten Artikel neugeschrieben.
Worum es beim Editieren geht
Meiner Meinung geht es beim Editieren darum, den Text schlüssig zu machen. Die Struktur des Textes wird überarbeitet und die Argumente werden in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht. Außerdem wird der Stil korrigiert: Unnötige Worte werden gestrichen, komplizierte Sätze vereinfacht, bessere Wörter für bestimmte Begriffe gefunden. Ich lese mir den Text während des Editierens laut vor um zu sehen, ob der Text natürlich und flüssig klingt.
Allein durch diese Änderungen unterscheidet sich die zweite Fassung erheblich von der ersten. Wenn die erste Fassung allerdings voller fehlerhafter Sätze ist, steht das dem Editieren im Wege und nimmt die Freude daran. Ich habe großen Spaß dran, einen Text stilistisch zu verbessern. Aber einen kaputten Satz zu lesen und diesen komplett neu schreiben zu müssen macht mir keinen Spaß.
Schon beim ersten Entwurf auf Korrektheit achten
Ich habe deshalb begonnen, bereits die ersten Fassungen möglichst fehlerfrei zu schreiben, auch wenn das bedeutet, dass ich dabei das ein oder andere Mal innehalten und Fehler korrigieren muss. So macht schon das Schreiben des ersten Entwurfs deutlich mehr Spaß. Am Ende der Schreibsitzung das Gefühl zu haben, dass man gerade einen Haufen Schrott produziert hat, motiviert nicht gerade, die Schreibgewohnheit aufrecht zu erhalten. Mit einem fehlerfreien Text kann man während des Editierens viel besser arbeiten. Man kann sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, die einen Text besser machen.
“30 Days to Better Writing” will ich an dieser Stelle nicht niedermachen. Es ist gut, für den Anfang ein paar Richtlinien zu haben, an die man sich hält. Nur durch Erfahrung entwickelt man seinen eigenen Prozess. Es war durchaus wertvoll für mich, die Vorschläge des Kurses auszuprobieren. Nur so konnte ich zu dem Schluss kommen, dass ich an dieser Stelle lieber anders vorgehen möchte. Man muss die Regeln kennen um sie bewusst brechen zu können.
Weitere Tätigkeiten beim Editieren
Schwierig finde ich beim Editieren, Überschriften und Zwischenüberschriften zu finden. An vielen Stellen im Internet wird zu Clickbait-Überschriften geraten, aber das mag ich überhaupt nicht. Trotzdem sollten die Überschriften das Interesse der Leser wecken. Zwischenüberschriften habe ich bisher oft vernachlässigt, aber insbesondere bei längeren Artikeln sind sie wichtig.
Wenn der Artikel fertig ist, gehe ich ihn noch einmal durch und füge Verlinkungen ein. Außerdem hebe ich wichtige Passagen als visuelle Hilfe für den Leser fett hervor. Letzteres ist ebenfalls ein Tipp, den ich aus dem Kurs mitgenommen habe. Ich schwanke noch, ob ich das beibehalten sollte oder nicht. Was meinst Du als Leser dazu? Im allerletzten Schritt vor dem Veröffentlichen suche ich auf Flickr ein Artikelbild heraus, das gut zum Thema passt. Wichtig ist, dass es unter der Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wurde und dass man die Quelle im Artikel angibt.
Wie gehst Du beim Schreiben Deiner ersten Entwürfe vor? Schreibst du alles ohne Rücksicht auf Fehler schnell runter? Oder versuchst Du einigermaßen korrekt zu schreiben? Wie gehst Du ans Editieren heran? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.
“Writing and erasing” by Angelo Amboldi is licensed under CC BY-ND 2.0.