Ich war Anfang des Jahres frustriert mit meinem MacBook Pro. Das Tippen auf der Butterfly-Tastatur fand ich von Anfang an unangenehm und mittlerweile funktionierten einige Tasten nicht mehr richtig. So habe ich das MacBook fast nur noch zugeklappt an einem externen Bildschirm genutzt. Auch dort funktionierte es nicht einwandfrei. Sehr oft wurde der Bildschirm nach dem Aufwachen nicht erkannt und ich musste das Kabel rausnehmen und wieder reinstecken. Wegen der Tastaturprobleme wollte ich das MacBook gern in den Apple Store bringen, aber ich brauchte den Rechner für die Arbeit und konnte mir nicht leisten, für mehrere Tage ohne Rechner zu sein.
In mir wuchs daher der Wunsch, mir einen weiteren Mac zuzulegen. Da ich ausschließlich am externen Bildschirm arbeite und es gerade keine MacBooks mit vernünftiger Tastatur zu kaufen gibt, sollte es ein Desktop-Mac sein. Es war gerade der neue Mac Mini herausgekommen, ein sehr schönes Gerät, das mit meiner aktuellen Peripherie betrieben werden kann. Ich habe mir meine Wunschkonfiguration zusammen geklickt und festgestellt, dass mir das in dem Moment viel zu viel Kohle dafür war.
Ich hatte einige Monate zuvor in einem Podcast jemanden gehört, der davon geschwärmt hat, sich selbst einen Rechner zu bauen, auf dem macOS lauffähig ist, einen sogenannten Hackintosh. Ich beschloss, in diese Richtung zu recherchieren und den Berichten nach gibt es keine Funktionen, auf die man mit einem Hackintosh verzichten muss. Man muss nur bereit sein, ein wenig zu basteln. Ich hatte seit Jahren keinen Rechner mehr zusammengebaut und verspürte die Lust, das mal wieder zu machen. So war der Entschluss gefasst: Ich baue mir meinen eigenen Hackintosh.
Zunächst habe ich recherchiert, welche Hardware ich benutzen kann. Unverzichtbar ist die Seite tonymacx86.com . Das ist eine Community, die dem Bau von Hackintoshs gewidmet ist und man findet dort alles, was man wissen muss. Im Buyer’s Guide sind einige vorgefertigte Rechner für verschiedene Anwendungsgebiete zusammengestellt. Aus diesen habe ich mir die Teile für meinen eigenen Hackintosh ausgesucht.
Der Aufbau war sehr einfach. Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend regelmäßig Rechner zusammengebaut und so viel hat sich seitdem nicht verändert. Für alles andere gibt es YouTube. Interessant war vielmehr die Softwareinstallation: Man erstellt sich vorher einen bootfähigen USB-Stick, der neben dem aktuellen Installer von macOS zusätzlich noch ein paar Tools aus der Hackintosh-Community enthält. Diese sorgen dafür, dass der Rechner macOS booten kann und dass die eigene Hardware richtig erkannt wird.
Die eigentliche Installation von macOS geht schnell und problemlos, im Detail ist aber dann doch noch einiges an Rumgefriemel notwendig, um alles zum Laufen zu bekommen. Bei mir waren zunächst die Onboard-Grafikkarte, Bluetooth und Sound riesige Probleme, die aber mittlerweile alle behoben sind. Dafür war die Installation von einigen Kernel Extensions (Kexts) notwendig sowie eine komplizierte Konfiguration des Bootloaders. Die Energiesparfunktionen funktionieren nach wie vor nicht reibungslos. In der täglichen Arbeit merkt man aber nichts von den Problemen. Der Rechner ist wahnsinnig schnell und bisher konnte ich ihn noch nicht annähernd auslasten.
Heikel ist es immer dann, wenn es Softwareupdates gibt. Man weiß nie, ob nicht irgendwas danach nicht mehr funktioniert. Ich habe mit Mojave angefangen und seitdem einige System Updates installiert. Zum Glück ist dabei bisher nichts schief gegangen. Vor ein paar Tagen habe ich sogar den Schritt gewagt, auf das neue macOS Catalina zu aktualisieren. Auch hier hat grundsätzlich alles reibungslos funktioniert, ein paar Features funktionieren aber noch nicht richtig. Beispielsweise funktioniert Sidecar nur, wenn ich mein iPad per Kabel mit meinem Hackintosh verbinde. Das lässt sich bestimmt lösen, aber ich habe im Moment weder Zeit noch Muße, mich darum zu kümmern.
Insgesamt ist der Hackintosh für mich ein tolles Experiment. Mittlerweile bin ich aber der Ansicht, dass ich lieber einen originalen Mac Mini oder iMac genommen hätte. Da funktioniert einfach alles reibungslos. Auf der anderen Seite hätte ich dann allerdings mehr als doppelt so viel Geld ausgeben müssen, als ich für die Teile meines Hackintoshs ausgegeben hätte. Trotz kleinerer Krankheiten, die er insbesondere nach Updates immer mal wieder hat, läuft er in der täglichen Arbeit doch sehr schnell und stabil. Ich plane, ihn noch mindestens so lange zu benutzen, bis Apple die ersten Macs mit ARM-Prozessoren herausbringt.
“Hackintosh” by Micael Faccio is licensed under CC BY 2.0.