Für wen schreibe ich eigentlich?

Jeder, der regelmäßig seine eigenen Texte veröffentlichen möchte, muss sich früher oder später die Frage stellen, für wen er eigentlich schreibt. Ich habe mich bereits dafür entschieden, täglich zu schreiben und wöchentlich zu veröffentlichen. In diesem Artikel möchte ich klären, für wen ich schreibe. Ich habe mich dazu mit zwei verschiedenen Quellen befasst: “30 Days to Better Writing” von Sean McCabe und “Some Thoughts About Writing: A Minimal Guide” von Patrick Rhone.

Schreiben für eine definierte Zielgruppe

Sean McCabe empfiehlt in seinem Kurs, dass man für eine genau definierte Zielgruppe schreiben sollte. Diese sollte man so detailliert wie möglich beschreiben. Wenn man Ideen für neue Artikel sucht, sollte man sich fragen, was diese Zielgruppe möchte, welche Probleme sie hat und welche Lösungen man ihnen anbieten kann. Jeder Artikel soll ein spezifisches Problem der Zielgruppe lösen. Dieses zielgerichtete Schreiben soll dafür sorgen, dass möglichst viele Personen aus der Zielgruppe immer wieder zu den Inhalten hingezogen werden. Hintergrund ist, dass das Schreiben für McCabe letztlich ein Mittel ist, zu verkaufen.

Schreiben, worauf man Lust hat

Patrick Rhones Idee vom Schreiben ist genau gegensätzlich dazu. Ihm ist wichtig, dass man für sich selbst schreibt und vor allem über Themen, an denen man selbst Spaß hat. Dabei soll man nicht davor zurückschrecken, Persönliches in seinen Texten zu zeigen. Es muss klar sein, dass es sehr lange dauern kann, bis man eine Leserschaft aufgebaut hat und es wäre demotivierend, seinen eigenen Schreibprozess davon abhängig zu machen, wie viele Leute die eigenen Texte lesen. Ziel sollte sein, regelmäßig zu schreiben und stolz auf die eigenen Texte zu sein. Alles andere kommt automatisch.

Bewertung der Ideen

McCabe hat ohne Zweifel gute Ideen, was das Aufrechterhalten der Schreibgewohnheit und des regelmäßigen Veröffentlichungsrhythmuses anbelangt. Aber die Idee, dass jeder Text etwas verkaufen soll, resoniert überhaupt nicht mit mir. Auch nicht, dass ich mit meinen Texten die Probleme anderer Leute lösen soll, damit sie meine Seite immer wieder besuchen.

Andere Tipps von Sean McCabe muss ich noch einmal überdenken: Soll ich gewisse Passagen in meinen Texten visuell hervorheben um den Leser besser zu führen? Hintergrund ist, dass viele Leser Artikel nur überfliegen. Durch hervorgehobene Passagen kann man ihnen helfen, die wichtigsten Punkte mitzunehmen. Es ist traurig, aber in der heutigen Zeit, in der Informationen hauptsächlich durch das Überfliegen von Timelines aufgenommen werden, hat McCabe Recht und die visuellen Hilfen sind eine gute Idee.

Soll ich jeden Artikel mit einem Appell beenden? Bisher tue ich das in der Form, dass ich den Leser dazu auffordere, den Artikel zu kommentieren und zu teilen und dass ich ihn darauf aufmerksam mache, dass er mir auf Twitter folgen kann. Eine Interaktion mit meinen Lesern finde ich wünschenswert, daher werde ich an diesem Appell vorerst festhalten. Der Appell soll aber nicht dazu dienen, den Leser zum Kauf irgendeines Produktes zu bewegen.

Rhones Ansatz ist mir sympathischer. Seine Idee, aus dem eigenen Leben über Dinge zu schreiben, an denen man Spaß hat, gefällt mir viel besser. Ich habe mit einigen Artikeln ein bisschen experimentiert und beispielsweise verschiedene Überschriften ausprobiert, die laut diversen Blogging-Guides mehr Klicks bringen sollen. Um ehrlich zu sein, haben mich meine eigenen Artikel mit diesen Clickbait-Überschriften angewidert. Ich habe noch keinen dieser Artikel veröffentlicht und werde die Überschriften definitiv wieder so ändern, dass sie mir gefallen.

Fazit

Bei der Entscheidung ist letztlich ausschlaggebend, welche Ziele ich mit meinen veröffentlichten Texten erreichen möchte. Möchte ich Clickbait-Artikel schreiben, die viele Leser anziehen? Oder möchte ich Gedanken teilen, die mir wichtig sind, die aber für den Leser nicht sofort ein Problem lösen und daher nicht so oft geklickt werden?

Für mich gibt es nur eine Antwort. Ich möchte mich selbst in meinen Artikeln wiederfinden. Ich möchte mich zeigen. Ich habe das Schreiben in erster Linie begonnen, um meine Gedanken zu klären und zu sortieren, so dass ich sie auch in Gesprächen abrufen kann. Verkaufsartikel zahlen darauf nicht ein. Außerdem möchte ich die Qualität meines Schreibens verbessern. Ich bin überzeugt davon, dass das automatisch passieren wird, wenn ich die tägliche Schreibgewohnheit aufrecht erhalten kann. Das klappt auch, wenn die Texte nicht an eine spezielle Zielgruppe gerichtet sind.

Außerdem wird der regelmäßige Veröffentlichungsrhythmus mit Sicherheit auch über kurz oder lang den ein oder anderen Leser zu mir führen. Mir ist klar, dass das ein Prozess ist, der sich über Jahre hinziehen kann. Schon allein deshalb ist es wichtig, den Erfolg des eigenen Schreibens nicht daran zu messen, wie viele Leser und Klicks man generiert. Stattdessen soll sich mein Erfolg allein daran messen, wie zufrieden ich selbst mit meinen Texten bin. Das Schreiben soll auch ein Raum zum Experimentieren sein. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, mich auch mal an einer Erzählung zu versuchen. Ich fühle mich dazu im Moment noch nicht in der Lage, aber beim Lesen von „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King spüre ich, wie die Lust darauf wächst.

Dieser Artikel ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Schreiben meine Gedanken zu einem Thema geklärt hat. Währenddessen habe ich mich dazu entschieden, Patrick Rhones Ansatz zu verfolgen und für mich selbst zu schreiben. In meinen Texten will ich mich selbst zeigen und ich will nicht davor zurückschrecken, diese Texte zu veröffentlichen. Außerdem werde ich nicht damit anfangen, meine Artikel mit Clickbait-Überschriften zu versehen.

Wie gehst Du an neue Artikel heran? Machst Du Dir über Deine Zielgruppe Gedanken und schreibst Du hauptsächlich für Dich selbst? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Typing” by Enric Fradera is licensed under CC BY-ND 2.0.

Mit diesen Methoden neue Gewohnheiten aufbauen

Gewohnheiten bestimmen unser Leben. 40-45% unseres täglichen Tuns basiert auf Gewohnheiten und nicht etwa auf bewussten Entscheidungen. Wenn wir unser Verhalten ändern wollen, ist es dementsprechend wichtig, entsprechende Gewohnheiten aufzubauen. Ich habe kürzlich einen Artikel darüber gelesen, auf welche verschiedenen Arten man neue Gewohnheiten etablieren kann. Darin sind sieben verschiedene Methoden beschrieben. Ich möchte vier davon hier vorstellen.

Die erste Methode ist, das Versprechen abzugeben, das gewünschte Verhalten für 30 Tage täglich auszuführen. Das ist die Methode, die ich mit meiner Schreibgewohnheit angewandt habe. Der Nachteil daran ist, dass 30 Tage oftmals nicht ausreichen, um eine Gewohnheit zu etablieren. Die Versuchung ist groß, die 30 Tage im Nachhinein als Experiment anzusehen und die Gewohnheit wieder zu beenden.

Die zweite Methode wird “Don’t Break the Chain” genannt und Jerry Seinfeld zugesprochen. Hierbei markiert man sich jeden Tag, an dem man die neue Gewohnheit ausgeführt hat, mit einem X. Das kann man analog (z. B. auf einem Wandkalender) oder digital (z. B. mit einer App) machen. Wenn man die Gewohnheit mehrere Tage hintereinander ausführt, baut man eine Kette auf. Idee ist, dass man, wenn die Kette einmal lang genug ist, sie auf keinen Fall zerstören möchte. Allerdings ist es herausfordernd, die Kette lang genug werden zu lassen, damit dieser Druck überhaupt entsteht. Außerdem kann die Methode ein Motivationskiller sein. Wenn eine lange Kette zerbricht, weil das Leben dazwischengekommen ist, muss man die Motivation aufbringen, eine neue Kette aufzubauen.

Um diesen Effekt abzufedern, gibt es eine Methode mit dem Grundsatz, die Gewohnheit niemals zwei Tage hintereinander zu verpassen. Hier sind einmalige Aussetzer ok, so lange man am nächsten Tag wieder auf den Zug aufspringt. Damit wird dem oben beschriebenen Motivationskiller vorgebeugt. Das geht aber zu Lasten der Dringlichkeit: Man hat es mit dieser Methode leicht, sich hin und wieder einen Tag Auszeit zu nehmen, obwohl man die Gewohnheit eigentlich hätte ausführen können.

Wenn man mehrere miteinander in Verbindung stehende Gewohnheiten aufbauen möchte, können identitätsbasierte Gewohnheiten interessant sein. Hierbei nimmt man sich nicht einzelne Gewohnheiten wie “mehr Obst essen” und “mehr Wasser trinken” vor, sondern man definiert eine neue Identität für sich. Um bei dem Beispiel zu bleiben, könnte das “Ich führe jetzt einen gesunden Lebensstil” sein. Wichtig ist, dass man sich damit wirklich identifiziert. Eine solche Identität bringt üblicherweise eine ganze Reihe neuer Gewohnheiten mit sich. Wenn die Identität stark ist, hat man gute Chancen, die entsprechenden Gewohnheiten zu etablieren.

Für mich war es zum einen interessant, die verschiedenen Methoden zum Aufbau von Gewohnheiten auf einen Blick zu sehen. Zum anderen habe ich evaluiert, welche Methoden ich für meine eigenen Gewohnheiten nutze. Für die Schreibgewohnheit habe ich zunächst mit Hilfe des Kurses “30 Days to Better Writing” für 30 Tage täglich geschrieben. Als der Kurs beendet war, war er für mich nicht nur ein Experiment. Ich habe ich mir vorgenommen, weiterhin täglich zu schreiben und nutze dafür jetzt “Don’t Break the Chain”. Diese Methode nutze ich außerdem für mein tägliches Dankbarkeitstagebuch und die Abfrage von FlashCards mit Anki.

Den Nachteil der “Don’t Break the Chain”-Methode habe ich bereits zu spüren bekommen. Wir haben kürzlich einen Wochenendausflug unternommen, wo unsere Tage komplett durchgeplant waren. Die Anki-Abfrage und das Dankbarkeitstagebuch konnte ich noch unterbringen, aber das Schreiben habe ich nicht hinbekommen. Der aufgebauten Kette war es egal, welche Ausreden ich parat hatte. Sie ist zerbrochen. Zum Glück war sie noch nicht besonders lang, so dass ich direkt eine neue begonnen habe.

Welche Methode nutzt Du, um neue Gewohnheiten zu etablieren und welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

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Warum verachte ich Menschen, die ich nicht mal kenne?

Seit vielen Jahren lehne ich einen Schlag Menschen vom ersten Moment an ab: Menschen, die in Gruppen selbstbewusst auftreten, laut reden und lachen, Witze reißen, alle mit einbeziehen, im Mittelpunkt stehen. “Was glaubt der eigentlich, wer er ist?” und “Alles, was der von sich gibt, ist saudumm!” sind typische Gedanken, die bei mir in solchen Situationen aufkommen.

Neulich waren wir zu einer Feier eingeladen, an der Kinder aus der Kita sowie deren Eltern teilgenommen haben. Ich kannte die anderen Eltern allenfalls vom sehen. Auf dieser Feier gab es einige Väter, die genau wie oben beschrieben aufgetreten sind. Und bei mir sind genau die oben beschriebenen Gedanken aufgekommen. Ich hatte sofort eine Abneigung gegen diese Väter, ohne überhaupt mit ihnen gesprochen zu haben. Ins Gespräch kommt man logischerweise mit dieser Abneigung im Kopf nicht.

Nach der Feier sind mir viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Woher kommt diese reflexartige Abneigung gegen Menschen, die ich nicht einmal kenne? Ich erinnerte mich an das Buch “Self-Compassion: Stop Beating Yourself Up and Leave Insecurity Behind” von Kristin Neff, das ich vor kurzem gelesen hatte. Neff beschreibt das Phänomen, dass Menschen, die eine bestimmte Eigenschaft an sich nicht mögen, automatisch andere Menschen ablehnen, die diese Eigenschaft meistern. Das Phänomen heißt sozialer Vergleich. Dabei distanzieren wir uns von Menschen, deren Erfolg uns schlecht gegenüber uns selbst fühlen lässt. Ich glaube, so ist das bei mir auch.

Ich kämpfe seit vielen Jahren dagegen an, dass ich es nicht schaffe, mich in Gruppensituationen, insbesondere mit fremden Menschen, aktiv einzubringen. Die oben genannten Menschen können das offensichtlich. Der soziale Vergleich, der in meinem Kopf stattfindet, führt dazu, dass ich mich schlecht fühle. Deshalb sind mir diese Menschen sofort unsympathisch. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass die Väter auf der Party überhaupt nicht unsympathisch waren, sondern eigentlich ganz ok.

Kristin Neff schlägt in ihrem Buch eine Lösung für dieses Problem vor: Selbstmitgefühl. Konkret bedeutet das, nicht die ganze Zeit Fehler an sich zu suchen und verbessern zu wollen, sondern sich selbst stattdessen so zu lieben und zu akzeptieren, wie man ist. In meinem Fall bedeutet das, dass ich die Schwierigkeiten in Gruppensituationen als Teil von mir selbst anerkenne und ebenso würdige, dass diese Eigenschaft menschlich ist. Ich bin mit diesem Problem nicht allein. Es gibt auf der Welt viele Menschen, die das gleiche Problem haben. Es gibt also keinen Grund, mich dafür zu kritisieren und zu verurteilen.

Ich bin überzeugt davon, dass der Reflex, selbstbewusst auftretende Menschen abzulehnen, verschwindet, wenn ich es schaffe, meine Introvertiertheit und Schüchternheit als Teil von mir selbst zu akzeptieren. Wenn das der Fall ist, fehlt mir im Vergleich zu den extrovertierten und selbstbewussten Menschen nichts mehr. Ich könnte viel entspannter an solche Situationen herangehen, nämlich ohne mich selbst unter Druck zu setzen, etwas beitragen zu müssen. Ironischerweise würde es mir ohne diese Druck vermutlich sogar leichter fallen, mich in die Gruppe einzubringen.

Gibt es Menschen mit bestimmten Eigenschaften, die Du ablehnst, weil Dich der soziale Vergleich schlecht fühlen lässt? Was ist Deine Strategie dagegen? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Zeit allein mit seinen Gedanken verbringen

Ich habe vor kurzem das Buch „Digital Minimalism“ von Cal Newport gelesen. In einem Kapitel ruft er dazu auf, dass wir viel Zeit allein mit uns selbst verbringen sollten. Mein erster Gedanke war, dass das für mich überhaupt kein Problem ist. Ich reise jede Woche beruflich und verbringe auf diesen Reisen sehr viel Zeit allein. Außerdem gehe ich regelmäßig allein laufen. Das ist doch genau das, was Newport meint, oder?

Nein, leider nicht. Er meint nicht, dass wir keine anderen Menschen um uns haben sollen, sondern dass wir Situationen schaffen, in denen wir uns von allen äußeren Einflüssen abschotten und unseren eigenen Gedanken Raum geben. Mein Tagesablauf beim Reisen sieht ungefähr so aus:

Beim Verlassen des Hauses setze ich mir Kopfhörer auf und höre entweder einen Podcast oder ein Hörbuch. Mit einer kurzen Unterbrechung zum Kaufen von Frühstück am Hauptbahnhof nehme ich die Kopfhörer erst wieder ab, wenn ich in den Zug steige. Während der Zugfahrt lese ich in der Regel ein Buch. Am Zielbahnhof angekommen setze ich mir wieder meine Kopfhörer auf und fahre mit der U-Bahn ins Büro. Nach der Arbeit fahre ich - natürlich mit Kopfhörern - ins Hotel. Dort schaue ich mir beim Abendessen meist einen TED-Talk an und lese den Rest des Abends in einem Buch, bis ich ins Bett gehe.

Ich war die ganze Zeit allein für mich. Aber habe ich meinen Gedanken auch nur einen Moment Raum gegeben? Nein, habe ich nicht. Ich habe den ganzen Tag Informationen konsumiert, ohne dass ich auch nur eine Gelegenheit gehabt hätte, diese zu verarbeiten. Ich verstehe jetzt, was Newport meint und bin überzeugt davon, dass der konstante Konsum von Informationen auf Dauer ein Problem ist. Mit unseren Smartphones haben wir heutzutage die Möglichkeit, das Alleinsein komplett aus unseren Leben zu verbannen. Damit verpassen wir die positiven Effekte, die mit dem Alleinsein einhergehen:

  • Schwierige Probleme klären
  • Emotionen regulieren
  • Moral aufbauen
  • Beziehungen stärken

Ich merke in Gesprächen sehr häufig, dass ich nichts Sinnvolles beitragen kann, ganz einfach, weil ich meine Gedanken dazu erst sortieren muss.

Unabhängig davon habe ich mir vor kurzem vorgenommen, eine regelmäßige Schreibgewohnheit zu etablieren. Als Hilfe habe ich mir den Kurs „30 Days to Better Writing“ von Sean McCabe gekauft, der mir für 30 Tage das Versprechen abverlangt, jeden Tag zu schreiben. Ich schreibe diesen Text gerade im Rahmen von Tag 18. Seit 18 Tagen setze ich mich täglich für 20 Minuten hin und schreibe. Das kann entweder zu einem zuvor festgelegten Thema oder einfach der eigene Gedankenstrom sein. Man sollte dabei darauf achten, dass man in diesen Minuten des Schreibens ungestört ist. Dabei habe ich festgestellt, dass mir das Schreiben enorm dabei hilft, meine Gedanken zu sortieren.

Als ich das realisiert habe, musste ich an Cal Newports Appell denken, dass wir mehr Zeit mit unseren Gedanken verbringen sollten. Nichts anderes tut man beim Schreiben. Wichtig ist, dass man hierbei möglichst alle äußeren Einflüsse eliminiert und für eine ungestörte Schreibzeit sorgt. In diesem Sinne bin ich der Ansicht, dass eine tägliche, ungestörte Schreibgewohnheit ein sehr gutes Mittel ist, seinen eigenen Gedanken Raum zur Entfaltung zu geben.

Verbringst Du Zeit allein mit Deinen Gedanken oder hast du Schwierigkeiten damit, diese Zeit in Deinen Tagesablauf zu integrieren? Wie sieht diese Zeit bei Dir aus? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Was wäre, wenn mit dir alles ok wäre?

Ich habe letztens einen interessanten TED-Talk gesehen. Es ging um das Thema „What if There’s Nothing Wrong With You“. Er wurde von der langjährigen Psychotherapeutin Susan Henkels gehalten, die sich immer und immer wieder angehört hat, was mit den Menschen nicht stimmt. In vielen Fällen versuchte sie tiefer zu bohren, indem sie immer wieder zurückfragte, was denn schlimm daran sei. Die Antwortkaskade führte irgendwann zu einem Punkt, an dem dem Patienten klar wurde, dass der angebliche Fehler in gewissen Aspekten einen positiven Einfluss auf sein Leben gehabt hat. Beispielsweise beschwerte sich ein Patient, dass er große Probleme damit hat, Anschluss und Freunde zu finden. Am Ende gestand er ein, dass er nur durch die viele Zeit, die er allein verbrachte, seine Kreativität voll ausleben konnte und das auf keinen Fall eintauschen wollen würde.

Henkel stellte sich die Frage, ob nicht den meisten Menschen gar nichts fehlte. Klar gibt es ernste psychologische Probleme, die therapiert werden müssen. Viele stören sich aber einfach an Eigenschaften, die kein krankhaftes Problem darstellen. Henkel empfiehlt, öfter die Einstellung „es ist, wie es ist“ zu haben und eine akzeptierende Haltung einzunehmen.

Das Thema berührt mich, weil ich mich ertappt fühle. Ich versuche ständig, irgendetwas an mir zu verbessern. Ich suche regelrecht Probleme an mir. Dann lese ich ein Buch und unzählige Artikel darüber und versuche, mich in diesem Aspekt zu verbessern. Was wäre, wenn ich solche Eigenschaften an mir einfach akzeptieren würde? Ich sehe bei diesem Thema eine starke Verbindung zum Thema „Selbstmitgefühl“, worüber ich gerade das Buch von Kristin Neff lese. Auch Neff empfiehlt, sich selbst so zu akzeptieren wie man ist und nicht immer nach Fehlern zu suchen, die man verbessern kann.

Diese Einstellung ist für mich neu. Ich frage mich, ob es mein Leben verbessern würde, wenn ich das könnte. Ich bin großer Anhänger des lebenslangen Lernens. Bisher ging das für mich immer damit einher, solche augenscheinlichen Probleme an mir selbst zu lösen. Wenn ich damit aufhören würde, könnte ich die Zeit des lebenslangen Lernens dazu nutzen, mir neue Fähigkeiten anzueignen und Dinge zu erfahren, die mich wirklich interessieren. Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstmitgefühl scheinen mir Fähigkeiten, nein eher Lebenseinstellungen zu sein, die sich wirklich lohnen und die einen davon abbringen können, in sich ständig Probleme zu sehen.

Wer noch tiefer einsteigen möchte: Susan Henkel hat zu dem Thema auch ein Buch geschrieben.

Fühlst Du dich auch ertappt dabei, ständig Probleme an Dir zu suchen und lösen zu wollen? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Ich habe mit Hilfe eines Onlinekurses eine Schreibgewohnheit etabliert

Kennst Du das auch? Du glaubst, über ein Thema richtig gut Bescheid zu wissen. Doch wenn du dich mit jemandem darüber austauschen möchtest, bekommst du nichts Sinnvolles dazu artikuliert. Ich habe das ständig, und es nervt tierisch. Man müsste seine Gedanken irgendwie sortiert haben, damit man sie in Gesprächen abrufen kann.

Sortierte Gedanken kann man einfach erreichen, indem man sie niederschreibt, und zwar täglich. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach versucht, eine tägliche Schreibgewohnheit zu etablieren. Egal ob mit oder ohne Blog: ich habe es nicht geschafft, sie dauerhaft aufrecht zu erhalten. Der Wunsch, regelmäßig zu schreiben ist aber immer im Hinterkopf geblieben.

Vor einigen Wochen habe ich im Bookworm-Podcast vom Kurs “30 Days to Better Writing” von Sean McCabe erfahren und beschlossen, damit einen neuen Anlauf zu starten, eine tägliche Schreibgewohnheit zu etablieren. Mittlerweile habe ich den Kurs erfolgreich absolviert und werde in diesem Artikel von meinen Erfahrungen berichten.

Konzept des Kurses

Zunächst verlangt der Kurs ein Versprechen. Wenn man den Kurs beginnt, soll man sich dazu bekennen, in den folgenden 30 Tagen jeden Tag eine Lektion zu absolvieren und zu schreiben. Der Zeitaufwand ist so bemessen, dass er 30 Minuten täglich nicht übersteigt, von denen 10 dem Durchlesen der Lektion und 20 dem Schreiben gewidmet sind.

Die Lektionen orientieren sich inhaltlich in drei Bereichen: Das erste Drittel des Kurses befasst sich mit den ersten Schritten beim Schreiben und dem Schreibprozess, das zweite Drittel damit, seine Schreibqualität zu verbessern und das letzte Drittel dreht sich darum, die eigenen Texte online zu veröffentlichen.

In jeder Lektion gibt es am Ende einen “Writing Prompt”. Das ist ein Vorschlag, worüber man in den folgenden 20 Minuten schreiben könnte. Diesen kann man befolgen, muss man aber nicht. Nach dem Schreiben beantwortet man ein paar einfache Multiple-Choice-Fragen, um die Lektion abzuschließen.

Der Kurs kann entweder im Rahmen einer Mitgliedschaft auf der Seite zusammen mit den anderen Kursen von Sean McCabe genutzt werden ($99/Monat oder $594/Jahr) oder er kann einzeln gekauft werden ($99). Ich habe mich für den Einzelkauf entschieden, weil ich an keinem der anderen Kurse interessiert bin.

War der Kurs ein Erfolg?

Ich habe mein Versprechen erfüllt und jede Lektion des Kurses am dafür vorgesehenen Tag bearbeitet. Das allein lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Der Kurs war ein Erfolg!

Inhaltlich sind die Lektionen durchwachsen. Einige, insbesondere zu Beginn des Kurses, enthalten wertvolle Tipps zum Strukturieren des Schreibprozesses. Viele Lektionen offenbaren aber nur wenig Gehaltvolles. Die guten Tipps habe ich mir notiert und versuche sie in meinem Schreibprozess zu berücksichtigen. Die wichtigsten kurz aufgelistet:

  • Strikte Trennung von Schreiben und Editieren
  • Strikte Trennung von Schreiben und Ideensammlung
  • Pflege eines redaktionellen Kalenders
  • Festen wöchentlichen Veröffentlichungsrhythmus anstreben
  • Immer 4-6 fertige Artikel Vorlauf haben

Abgesehen vom Inhalt hat es der Kurs geschafft, mich für 30 Tage täglich zum Schreiben zu motivieren, und somit habe ich - so hoffe ich - mit Hilfe des Kurses den größten Aufwand auf dem Weg zu einer Schreibgewohnheit bewerkstelligt. Bisher habe ich seit Abschluss des Kurses noch keinen Tag ausgelassen. Meine Tage haben recht unterschiedliche Abläufe, so dass es leider nicht möglich ist, jeden Tag zur gleichen Zeit und am gleichen Ort zu schreiben. Aber ich weiß im Voraus, wann ich an jedem Tag schreiben werde. Das muss reichen, um die Gewohnheit zu aktivieren.

Ich hoffe, dass sich durch das tägliche Schreiben meine Schreibqualität verbessert. Messbar ist das natürlich nicht, denn Klickzahlen sind dafür kein Anzeichen. Ich gehe aber davon aus, dass ich nach einiger Zeit einen Unterschied feststelle, wenn ich ältere und neuere Artikel miteinander vergleiche.

Was ich beim Durchführen des Kurses gelernt habe

Das tägliche Schreiben ist für mich ein Werkzeug, um mir über meine Gedanken klar zu werden, diese zu strukturieren und aufzuschreiben. Es gibt viele Themen, über die ich glaube, gut Bescheid zu wissen, über die ich mich aber überhaupt nicht artikulieren kann. Einige von diesen Themen habe ich im Laufe des Kurses gestreift. Ich habe festgestellt, dass wenn man seine Gedanken einmal klar niedergeschrieben hat, dass man sie dann auch in Gesprächen artikulieren kann.

Die Writing Prompts habe ich öfter ignoriert als beachtet. Gerade am Anfang haben sie mir einige wertvolle Denkanstöße zum Schreiben gegeben. Gegen Ende ging es immer mehr ums Verkaufen und daran habe ich kein Interesse. An den meisten Tagen hatte ich kein festes Thema, sondern habe meinen Gedankenstrom niedergeschrieben. Das hat meist sehr belanglos begonnen, indem ich über meinen aktuellen Tag geschrieben habe. In fast jeder Schreibsitzung kamen aber trotzdem im Laufe der Zeit Gedanken dazu, die ich sehr wertvoll fand und die mit Sicherheit weitergenutzt werden können.

Durch das häufige Gedankenstrom-Schreiben ist meine Schreibgewohnheit im Laufe des Kurses zu einer Art Tagebuch geworden. Dabei habe ich mit der Zeit festgestellt, dass sich das Schreiben aus Versehen selbst strukturiert hat. Ich schrieb nicht blind alle meine Gedanken auf, sondern alles, was mir zu einem Thema eingefallen ist. Dann habe ich das Thema gewechselt und dazu alles aufgeschrieben usw. Das habe ich so lange gemacht, bis die Schreibzeit abgelaufen war.

Aus den produzierten Texten haben sich eine Menge Artikelideen ergeben, von denen viele bereits in einem ersten Entwurf vorliegen. Diese müssen zwar noch bearbeitet werden, aber grundsätzlich ist viel Inhalt entstanden, bei dem ich mir eine Veröffentlichung vorstellen kann. Ich hoffe, dass ich die Texte zügig editieren kann um schnell in meinen wöchentlichen Veröffentlichungsrhythmus zu kommen. Ich möchte zunächst sechs Artikel fertigstellen, bevor ich anfange, zu veröffentlichen.

Interessant fand ich, dass viele unerwartete Gedanken und Verknüpfungen mit vorhandenem Wissen beim Schreiben entstanden sind. Ich weiß noch nicht genau, woran das liegt. Ich lese schon länger regelmäßig Sachbücher. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass ich nach dem Lesen trotz vieler Notizen nicht viel verinnerlicht habe. Ich frage mich, ob es auch mit der Schreibgewohnheit zusammenhängt, dass ich mehr Inhalte abrufen kann. Vielleicht haben sich solche Verknüpfungen auch schon früher ergeben, aber sie sind wieder verloren gegangen, weil ich sie nicht niedergeschrieben habe. Das klingt plausibel. Wenn das so ist, freue ich mich auf noch viele weitere Verknüpfungen, auf die mich diese Schreibgewohnheit bringen wird. Es scheint mir nicht mehr unrealistisch, immer neue Inhalte zu generieren. Es ist wie Patrick Rhone in seinen Buch “Some Thoughts About Writing” schreibt: Man muss nur sein Leben leben und dabei aufmerksam sein. Mehr braucht man nicht. Ich glaube er hat Recht. Ich spüre beim Niederschreiben dieser Gedanken Freude. Entsprechend dankbar bin ich 30 Days to Better Writing dafür, dass es mir hilft, meine Schreibgewohnheit zu etablieren. Das ist mehr wert als die 100$, die ich dafür auf den Tisch gelegt habe.

Ist der Kurs empfehlenswert?

Würde ich 30 Days to Better Writing empfehlen? Ich bin sehr froh darüber, den Kurs absolviert zu haben. Inhaltlich ist er für das, was er ist, sehr teuer. Aber der Inhalt ist fast Nebensache und nicht der Kern dessen, um was es in dem Kurs geht. Der Kurs möchte dabei helfen, eine tägliche Schreibgewohnheit zu etablieren. Und das schafft er durch seine Struktur hervorragend. In den ersten Tagen wird darauf eingegangen, wie man seinen Schreibprozess strukturiert. Gerade diese Lektionen waren auch inhaltlich sehr wertvoll für mich. Im weiteren Verlauf des Kurses sind viele Lektionen schwach, aber das macht nichts. Ich empfehle den Kurse jedem, der eine Schreibgewohnheit etablieren möchte und bereit ist, sich zu 30 Tagen täglichem Schreiben zu verpflichten.

Hast Du auch eine tägliche Gewohnheit oder versuchst eine zu etablieren? Welche ist das und auf welche Weise möchtest Du die Gewohnheit erreichen? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

3 verbreitete Ängste beim Schreiben und wie sie überwunden werden können

Ich arbeite gerade daran, eine Schreibgewohnheit zu etablieren. Dafür habe ich den Onlinekurs “30 Days to Better Writing” von Sean McCabe absolviert. In einer der ersten Aufgaben sollte ich aufschreiben, wovor ich beim Schreiben Angst habe.

Beim Gedanken daran, etwas zu erschaffen und zu veröffentlichen sieht sich jeder mit Ängsten konfrontiert. Wenn man sich nicht überlegt, wie man sie überwindet, kann das dazu führen, dass man seine neue Gewohnheit schnell wieder aufgibt oder gar nicht erst beginnt. In diesem Artikel teile ich meine konkreten Ängste und einige Ideen, wie ich sie überwinden möchte.

Angst vor Themenmangel

Ich habe Angst davor, dass mir die Themen ausgehen. Ich habe schon einige Blogs gestartet, aber ich konnte bisher noch keines über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten. Nach einiger Zeit saß ich immer vor meinem Computer und wusste nicht, worüber ich schreiben soll. Letzten Endes sind die Blogs alle irgendwann eingeschlafen.

In “30 Days to Better Writing” habe ich zwei Prinzipien gelernt, wie man diesem Themenmangel vorbeugen kann:

  1. Man sollte sich niemals zum Schreiben hinsetzen ohne vorher zu wissen, worüber man schreibt. Um das zu erreichen, legt man sich am besten einen redaktionellen Kalender an, in dem alle Tage der kommenden Woche aufgeführt sind. An einem Tag der Woche, dem Thementag, denkt man über Themen nach und weist jedem Tag der folgenden Woche ein Thema zu. So weiß man immer, worüber man schreibt.

  2. Bevor man anfängt, seine Artikel zu veröffentlichen, stellt man zunächst 4-6 Artikel fertig. Diesen Vorrat füllt man immer wieder auf, so dass man auch in unproduktiven Zeiten einen regelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus beibehalten kann.

Eine andere Möglichkeit, Themen zu finden, ist das Aufschreiben seines Gedankenstroms. Hierbei schreibt man einfach alles auf, was einem gerade im Kopf vorgeht. Das kann erstmal der größte Müll sein. Ich habe diese Übung im Laufe des Kurses häufig durchgeführt und dabei die Erfahrung gemacht, dass sich die eigenen Gedanken dabei sortieren. Es kommt nahezu immer etwas Wertvolles dabei heraus, und sei es nur der Anstoß für ein neues Thema. Nicht alles, was man im Rahmen seiner Schreibgewohnheit produziert, muss veröffentlicht werden.

Angst vor Motivationsverlust

Außerdem habe ich Angst davor, dass mich die Motivation verlässt. Diese Angst hängt eng mit der Angst vor einem Mangel an Themen zusammen. Wenn man das Gefühl hat, dass man nichts zu sagen hat, sinkt automatisch die Motivation. Umgekehrt steigt die Motivation, wenn man genau weiß, worüber man schreiben möchte. Die Pflege des redaktionellen Kalenders hilft somit auch dabei, die eigene Motivation hoch zu halten.

Des Weiteren sollte man sich vor Augen führen, warum man schreibt und was man mit dem Schreiben erreichen möchte. In einer späteren Übung aus “30 Days to Better Writing” schrieb ich auf, was ich in den nächsten zwei Jahren mit meiner Schreibgewohnheit erreichen möchte. Wenn die Motivation sinkt und man sich fragt, ob das Schreiben wirklich noch so eine gute Idee ist, kann man auf diese formulierten Ziele zurückgreifen. Über meine eigenen Ziele werde ich noch einen separaten Artikel verfassen.

Angst vor Scham und Ablehnung

Meine größte Angst bezüglich des Veröffentlichens meiner Texte ist die Angst vor Ablehnung. Diese bezieht sind insbesondere auf Menschen, die ich persönlich kenne. Am liebsten wäre mir, wenn nur wildfremde Leute meine Texte lesen würden.

Die Ursache liegt darin, dass mir der Mut zur Verletzlichkeit fehlt. Ich schäme mich, wenn ich etwas von mir zeige. Damit ist mein Selbstwertgefühl davon abhängig, ob es anderen gefällt oder nicht. Die Aussicht, dass jemand, der mich kennt, meine Texte für katastrophal hält, macht mir Angst.

Dieses Muster begleitet mich schon lange und ich arbeite daran, es zu überwinden. Letztens habe ich zwei sehr empfehlenswerte Bücher dazu gelesen: Kristin Neff - Self-Compassion: Stop Beating Yourself Up and Leave Insecurity Behind und Brené Brown - Daring Greatly: How the Courage to Be Vulnerable Transforms the Way We Live, Love, Parent, and Lead. Über letzteres habe ich hier bereits einen Artikel verfasst.

Um diese Angst zu überwinden möchte ich erreichen, dass mein Selbstwertgefühl unabhängig von den Urteilen meiner Leser ist. Ich möchte den Mut aufbringen, mich selbst in meinen Texten zu zeigen. Grundstein dafür wird sein, mein Selbstmitgefühl aufzubauen. Außerdem möchte ich durch das regelmäßige Schreiben und Veröffentlichen dafür sorgen, dass es für mich ein alltäglicher Prozess wird und allein dadurch die Angst vor Ablehnung sinkt.

Zusammenfassung

Es ist hilfreich, sich seiner Ängst bewusst zu werden, bevor man ein neues Projekt startet. Wenn man darüber nachdenkt, wie man die Ängste überwinden kann, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dafür sorgen, dass man sein Projekt wieder aufgibt oder gar nicht erst startet.

Mein Projekt ist das Etablieren einer täglichen Schreibgewohnheit und damit verbunden das regelmäßige Veröffentlichen von Artikeln hier im Blog. Die Ängste, die ich dabei verspüre habe ich zusammen mit Lösungsideen oben beschrieben. Hier sind sie noch einmal stichpunktartig zusammengefasst:

  • Angst vor Themenmangel: Redaktioneller Kalender, Artikelvorrat, Gedankenstromschreiben
  • Angst vor Motivationsverlust: Redaktioneller Kalender, Ziele setzen
  • Angst vor Scham und Ablehnung: Selbstmitgefühl, Schreibgewohnheit

Welches Projekt möchtest Du starten? Welche Ängste verspürst Du dabei? Ich freue mich über Deine Antworten in den Kommentaren. Bitte teile den Artikel in Deinem Netzwerk, wenn er Dir gefallen hat. Du kannst mir außerdem auf Twitter folgen.

Mut zur Verletzlichkeit

In diesem Artikel geht es um ein Buch, das ich kürzlich gelesen habe, und zwar “Daring Greatly: How the Courage to Be Vulnerable Transforms the Way We Live, Love, Parent, and Lead” von Brené Brown. Brown ist eine Wissenschaftlerin, die zu den Themen Verletzlichkeit und Scham forscht. Populär wurde sie durch ihren erfolgreichen TED-Talk The power of vulnerability.

Im Buch geht es um ein Thema, über das ich vor vier Jahren schon einmal geschrieben habe: wie wir viele Aspekte unseres Lebens verbessern können, indem wir den Mut dazu haben, Verletzlichkeit zu zeigen. Der Ausdruck “Daring Greatly” stammt aus der Rede “Citizenship in a Republic”, die Theodore Roosevelt 1910 an der Sorbonne in Paris gehalten hat:

It is not the critic who counts; not the man who points out how the strong man stumbles, or where the doer of deeds could have done them better. The credit belongs to the man who is actually in the arena, whose face is marred by dust and sweat and blood; who strives valiantly; who errs, who comes short again and again, because there is no effort without error and shortcoming; but who does actually strive to do the deeds; who knows great enthusiasms, the great devotions; who spends himself in a worthy cause; who at the best knows in the end the triumph of high achievement, and who at the worst, if he fails, at least fails while daring greatly.
Theodore Roosevelt, “Citizenship in a Republic”, 1910

Im modernen Leben gibt es eine tragische Ironie: viele Menschen fühlen sich voneinander isoliert durch Gefühle, die sie gemeinsam haben, z.B. Versagensangst oder das Gefühl, nicht genug zu sein. Das Ziel Browns ist es, Menschen zu vermitteln, wie man ein großherziges Leben (im Original: Wholeheartedness) führt. Das beinhaltet den Mut, Unsicherheit, Sichtbarkeit und emotionale Risiken zu konfrontieren sowie das Wissen, dass man genug ist.

Was läuft in unserer Kultur schief?

Ein Problem in unserer Kultur ist Narzissmus. Brown definiert Narzissmus als die auf Scham basierende Angst davor, gewöhnlich zu sein. Wir haben Angst davor, nie außergewöhnlich genug zu sein um bemerkt zu werden, geliebt werden zu können, dazuzugehören oder einen Lebenszweck zu erschaffen. Die unterliegende kulturelle Botschaft lautet: “Ein gewöhnliches Leben ist ein bedeutungsloses Leben!

Ein weiteres Problem ist die ”Nicht genug”-Kultur. Ein Großteil unserer Gedanken dreht sich tagein tagaus darum, was gerade nicht genug ist. Wir vergleichen alles mit einer mediengetriebenen oder einer selbst ausgedachten Vision von Perfektion.

Überwindung von Scham

Wie anfangs bereits erwähnt, ist ein Ziel eines großherzigen Lebens der Mut, Verletzlichkeit zu zeigen. Hier zeigt Brown ein weiteres Paradox in unserer Kultur auf: Verletzlichkeit nehmen wir bei anderen Menschen als Mut, bei uns selbst aber als Schwäche wahr.

Wenn wir nicht gut darin sind, Verletzlichkeit zu zeigen, sind wir meist umso besser darin, uns zu schämen. Dabei hängt unser Selbstwertgefühl komplett davon ab, ob andere mögen, was wir tun oder nicht. Wenn wir es schaffen, Scham zu überwinden, können wir das Feedback zu dem, was wir tun, komplett von unserem Selbstwertgefühl trennen. Das macht es viel einfacher, mutig zu sein und unsere Talente zu teilen. Theoretisch ist die Überwindung von Scham extrem einfach: Scham löst sich auf, wenn man darüber spricht, am besten mit jemandem, der sich empathisch zeigt. Wir müssen Scham überwinden, um verletzlich sein zu können. Wenn wir Scham überwinden und stattdessen verletzlich sind, können wir nach einem Misserfolg sagen, dass wir nur mutig waren und es nochmal versuchen. Wenn wir allerdings den Scham gewähren lassen, versuchen wir es nach einem Misserfolg nie wieder.

Wichtige Voraussetzungen für Verletzlichkeit

Um Verletzlichkeit zeigen zu können, muss man zwingend Selbstmitgefühl entwickeln. Dazu gehört, warmherzig und verständnisvoll zu sich selbst zu sein anstatt den Schmerz zu ignorieren und Selbstkritik zu üben (Selbstliebe). Außerdem muss man das eigene Leid und die schlechten Gefühle sich selbst gegenüber als menschlich ansehen und nicht nur auf sich selbst beziehen (gemeinsame Menschlichkeit). Zuletzt muss man ausgeglichen auf negative Gefühle und Emotionen reagieren, nichts sollte unterdrückt oder überbewertet werden (Achtsamkeit).

Eine weitere wichtige Voraussetzung für Verletzlichkeit ist ein Gefühl der Zugehörigkeit. Hierbei handelt es sich um das menschliche Verlangen, zu etwas dazuzugehören, das größer ist als man selbst. Ein Gefühl der Zugehörigkeit kann nur entstehen, wenn wir unser authentisches, unperfektes Selbst präsentieren. Dadurch kann es niemals größer sein als unser Maß an Selbstakzeptanz.

Die letzte Voraussetzung, auf die ich hier eingehen möchte, ist ein vernetztes Leben. Dazu gehört es, Grenzen zu setzen und weniger Zeit damit zu verbringen, unwichtige Leute zufrieden zu stellen. Stattdessen muss man den Wert darin erkennen, an Beziehungen mit der eigenen Familie und engen Freunden zu arbeiten.

Großherzige Erziehung

Im letzten Kapitel des Buches beschreibt Brown, wie wir ihre Forschungsergebnisse in der Kindererziehung anwenden können. Eine zentrale Aussage ist, dass die Frage der richtigen Erziehung nicht so wichtig ist wie die Frage danach, ob man selbst ein solcher Erwachsener ist, zu dem man sein Kind gern werden sehen möchte. Wenn wir also wollen, dass unsere Kinder sich selbst akzeptieren und lieben, dann müssen wir uns selbst akzeptieren und lieben!

What we areteaches the child more than what we say, so we must be what we want our children to become.
Joseph Chilton Pearce

Was wir als Kind über uns selbst und darüber, wie wir mit der Welt interagieren, lernen, sorgt entweder dafür, dass wir einen signifikanten Teil unseres Lebens damit verbringen müssen, uns unseren Selbstwert zurückzuerkämpfen, oder stattet uns mit Hoffnung, Mut und Widerstandsfähigkeit für unsere Reise aus. Großen Wert legt Brown darauf, wie wir mit Kindern sprechen wenn sie eine falsche Entscheidung getroffen haben. Sie sollen sich schuldig fühlen (“mein Verhalten war schlecht”), sich aber nicht schämen (“ich bin schlecht”). Folgendes Zitat hat mir diesbezüglich sehr gefallen:

„Charlie also gets the distinction between shame and guilt. When I found our dog pulling food out of the trash can, I scolded her by saying ‚Bad Girl!‘ Charlie came sliding around the corner, shouting, ‚Daisy is a good girl who made a bad choice! We love her! We just don‘t love her choices!“

Fazit

Mich hat das Buch sehr angesprochen. Ich habe mich mit vielen Aussagen identifizieren können, denn auch ich leide unter Scham und zeige deshalb oft nicht viel von mir. Damit einher geht, dass Browns Definition von Narzissmus auf mich ebenfalls gut passt. Ich hoffe, dass ich den Scham mit dem, was ich aus diesem Buch mitgenommen habe, bekämpfen kann und in Zukunft in der Lage bin, mehr von mir zu zeigen. Das halte ich für eine wichtige Voraussetzung dafür, mich mit anderen Menschen vernetzen zu können. Ich denke, Brené Brown würde mir zustimmen.

Nutzung sozialer Netzwerke

Instead of our devices being a distraction from our relationships, our relationships seem to be a distraction from our devices.
Jennifer Sartore Hulst

Ich bin schon häufiger zu der Erkenntnis gelangt, dass ich viel mehr Informationen konsumiere als ich verarbeiten kann. Das Problem ist, dass das Aufnehmen von kleinen Informationen, insbesondere aus den sozialen Netzwerken, zum Standardverhalten in jeder noch so kleinen Wartezeit oder Ruhepause geworden ist. Zeit, die anderenfalls zum Führen von Gesprächen, zum Nachdenken und Niederschreiben von Gedanken oder irgendwie sonst kreativ genutzt werden könnte.

Das stört mich sehr. Gehandelt habe ich bisher leider noch nicht konsequent, obwohl ich es mir schon mehrfach vorgenommen habe. Das Vorhaben, “weniger” zu konsumieren, funktioniert so leider gar nicht. Menschen sind schlecht darin, Mäßigung zu üben.

Ich habe in diesem Jahr den guten Vorsatz gefasst, meine Technologienutzung zu überdenken und einzuschränken. Im ersten Schritt sollen die sozialen Netzwerke auf den Prüfstand gestellt werden. Sicherlich haben sich diese einen festen Platz in unseren Leben gesichert, doch zu welchem Preis? Können die Vorteile, die sie bieten, aufwiegen, dass wir weniger Aufwand in unsere sozialen Beziehungen im echten Leben stecken? Dass wir weniger Zeit mit Nachdenken und Reflexion verbringen? Dass wir nicht mehr kreativ tätig sind sondern nur noch gedankenverloren durch Timelines scrollen?

An diesen Fragen kann man schon herauslesen, dass ich die sozialen Netzwerke gerade am liebsten alle loswerden möchte. Wenn ich von sozialen Netzwerken rede, dann meine ich konkret Facebook, Instagram und Twitter. Bei allen dreien bin ich ursprünglich angemeldet und mehr oder weniger aktiv.

Facebook

Mit Facebook war ich am schnellsten fertig. Hier war ich zwar angemeldet, habe es aber schon lange nicht mehr aktiv genutzt. Also habe ich direkt am 01.01. mein komplettes Datenarchiv runtergeladen und dann meinen Account gelöscht. Vermisst habe ich ihn bisher nicht eine Sekunde.

Instagram

Bei Instagram war ich aktiver als bei Facebook. Ich fotografiere gern und habe dort relativ regelmäßig Fotos geteilt, die ich als gelungen empfand. Hier war ich nicht bereit, den Account spontan zu löschen. Ich habe mich dazu entschlossen, die App von meinem Telefon zu löschen und für 30 Tage auf den Dienst zu verzichten, um dann eine Entscheidung zu treffen. Bereits in der ersten Woche habe ich über meine Nutzung nachgedacht. Jedes Mal, wenn ich ein Foto geteilt habe, habe ich dafür eine Handvoll Likes bekommen. Gleichzeitig bin ich bei der Gelegenheit durch meine Timeline gescrollt und habe ein paar Likes verteilt. Das war alles an Interaktion. Ich hoffe, das kommt nicht nur mir sinnlos vor. Gute Fotos, auf die ich stolz bin, haben mehr verdient, als stumpf in eine Timeline gepostet zu werden und ein paar zufällige Likes zu kassieren, die von der Nutzung des richtigen Hashtags abhängig sind. Letztlich habe ich meinen Instagram Account bereits nach zehn von den ursprünglich angedachten 30 Tagen des Verzichts gelöscht. Falls ich in Zukunft den Drang habe, Fotos zu teilen, werde ich das auf andere Weise tun, zum Beispiel hier im Blog.

Twitter

Twitter ist das soziale Netzwerk, bei dem ich am aktivsten bin. Mehrfach täglich scrolle ich durch die Timeline und setze auch regelmäßig Tweets ab. Twitter ist der Dienst, den zu löschen mir am schwierigsten fallen würde. Auch hier habe ich die Apps von meinen Geräten gelöscht und mir vorgenommen, 30 Tage darauf zu verzichten.

In den ersten Tagen stelle ich fest, dass ich instinktiv gern Links zu Artikeln, die ich lese, auf Twitter teile. Außerdem juckt es bei Live-Events, bspw. Fußballspielen in den Fingern, meinen Senf dazu abzugeben. All diesen Situationen konnte ich bisher aber gut widerstehen, schließlich habe ich für mich die Entscheidung des Verzichts für 30 Tage getroffen. Interessanterweise frage ich mich mit ein bisschen Abstand zu den Situationen, in denen ich gern etwas geteilt hätte, welchen Wert das gehabt hätte. Um ehrlich zu sein, lautet die Antwort für mich: keinen!

Um mir die Entscheidung leichter zu machen, habe ich versucht, die möglichen Gründe für die Nutzung von Twitter zusammenzustellen:

Gründe für die Nutzung von Twitter

  1. Nachrichtenkonsum: Klingt auf den ersten Blick nach eine validen Punkt, allerdings ist das auch sehr gut ohne Twitter möglich. Ich bin nach wie vor ein großer Fan von RSS-Feeds. Außerdem sind neuerdings Newsletter wieder stark im Kommen. Beides ist nicht so schnell wie Twitter. Das sehe ich aber als Vorteil, denn erstens sind viele sogenannte Schlagzeilen schon wieder überholt bevor man mit dem Lesen fertig ist und zweitens greifen langsamere Medien nicht so in den eigenen Tagesablauf ein wie Twitter.
  2. Freunde/Gleichgesinnte finden: Damit habe ich für mich immer meine Twitternutzung gerechtfertigt. Sicher gab es in all den Jahren einige Interaktionen mit anderen Nutzern, aber eine Freundschaft oder zumindest engere Bekanntschaft ist dabei nie entstanden. Ganz ehrlich: Wenn ich damit im echten Leben meine Probleme habe, wieso sollte das online besser klappen? Ich sollte lieber mein Augenmerk darauf richten, Beziehungen im echten Leben aufzubauen.
  3. Spaß/Unterhaltung: Sehr valider Punkt für die Twitternutzung. Aber hier gilt es abzuwägen: Ist ein wenig Unterhaltung den Zeitaufand und die Disruption des Tagesablaufs wert?
  4. Supportanfragen: Dieser Punkt ist mir nach ein paar Tagen ohne Twitter eingefallen. Ich habe in der Vergangenheit gern Supportanfragen an diverse Unternehmen per Twitter gestellt, um furchtbare Hotlines zu meiden. Das war immer sehr hilfreich, kommt allerdings auch eher selten vor.
  5. Community-Diskurs: Dieser Punkt trägt der Tatsache Rechnung, dass Twitter heutzutage auch als Kommentarspalte zu Blogartikeln, Podcastepisoden, usw. dient. Letztlich handelt es sich um die Kombination aus Content und dem Meinungsbild darüber. Interessanterweise ist das im Moment der Bereich, der mich bezüglich der Accountlöschung am ehesten zögern lässt.

Wie gehts weiter?

Zunächst bin ich froh darüber, bereits zwei von drei Accounts gelöscht zu haben. In Sachen Twitter werde ich weiterhin versuchen, den Dienst für den Rest der 30 Tage nicht zu nutzen und bewusst wahrzunehmen, was mir fehlt und was ich gewinne. Ich kann jetzt schon sagen, dass es gut tut, nicht in jeder kurzen Ruhephase sofort zum Smartphone zu greifen und irgendeine Timeline zu öffnen. In einer solchen Phase kam bei mir beispielsweise in den letzten Tagen die Idee, diesen Blog wiederzubeleben. Ich hoffe, dass ich am Ende der 30 Tage so überzeugt vom Leben ohne soziale Netzwerke sein werde, dass ich Twitter ohne Reue den Rücken kehren kann.

Mit der Eliminierung der sozialen Netzwerke ist mein Vorsatz allerdings noch nicht zu Ende. Auch was andere digitale Medien angeht, konsumiere ich viel zu viel. Als Stichworte seinen genannt: RSS-Feeds, Podcasts, Newsletter, Pocket. All diese Dienste sind Inboxen, die jeden Tag aufs Neue gefüllt werden und deren Wert auf den Prüfstand gestellt werden muss. Mein Ziel ist es, dass meine Geräte wieder zu Werkzeugen werden, die ich selbstbestimmt und zu einem bestimmten Zweck einsetze und die nicht Einfluss auf meinen Tagesablauf nehmen oder diesen gar bestimmen.

Ich bin Malala

"'Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst', heißt es in dem Roman [Der Alchimist, Anm. von mcflash99]. Ich glaube, Paulo Coelho ist noch nie Taliban oder einem unserer unfähigen Politiker begegnet."

Vor kurzem habe ich das Buch "Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft" von Malala Yousafzai gelesen.

Malala ist ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, als sie im Oktober 2012 in ihrer Heimat Pakistan von den Taliban durch einen Kopfschuss fast ermordet worden wäre, weil sie sich für ein Recht auf Bildung für Mädchen einsetzte. Die damals 15-jährige überlebte den Angriff, hielt 2013 eine Rede vor den Vereinten Nationen und bekam 2014 den Friedensnobelpreis als jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Nobelpreises.

In ihrem Buch beschreibt Malala autobiografisch ihre Kindheit im Swat-Tal und geht dabei sehr detailliert auf ihre Familie und Freunde ein. Man erfährt viel über die Lebensumstände, die Kultur und die Menschen in Pakistan und darüber, dass sich die Menschen im Swat-Tal eigentlich gar nicht so richtig zu Pakistan zugehörig fühlen.

Das Leben im Swat-Tal war friedlich und frei, viele Familien hatten Fernseher und westliche Medien waren überall zu haben. Darüberhinaus konnte jeder zur Schule gehen. Malalas Vater eröffnete selbst eine Schule und Malala besuchte dort mit ihren Freundinnen den Unterricht. Die Wichtigkeit der Schule und ihre Liebe zum Lernen betont sie immer wieder.

In den Nachwirkungen vom 11. September änderten sich diese Umstände langsam aber stetig: Nach und nach fassten die Taliban immer mehr Fuß im Swat-Tal. Malala erzählt, wie die Taliban es mittels eines zunächst gemäßigten Radiosenders schafften, immer mehr Unterstützung zu bekommen. Mit der Zeit wurden die Botschaften allerdings radikaler und nach und nach wurde das Leben der Einwohner immer weiter beschnitten. Fernseher und DVDs wurden verboten, Schulen geschlossen (später auch gesprengt) und Mädchen wurde es untersagt, Schulen zu besuchen.

Malala besuchte trotzdem immer weiter die Schule ihres Vaters und setzte sich öffentlich für das Recht auf Bildung für Mädchen ein. Nach dem oben beschriebenen Attentat durch die Taliban beschreibt Malala, wie sie wie durch ein Wunder überlebt hat und in ihrer neuen Heimat Birmingham genesen konnte.

In ihrem neuen Leben sieht sie sich erst recht dazu berufen, weiter für das Recht auf Bildung für Mädchen überall auf der Welt zu kämpfen und gründet den Malala Fund.

Ich habe durch das Lesen des Buches eine Menge über eine mir vorher völlig unbekannte Kultur erfahren. Wenn heute in den Medien über die Umstände in Pakistan und die Taliban berichtet wird, ist das für mich deutlich greifbarer als vor der Lektüre. Mehr als einmal standen mir beim Lesen des Buchs die Tränen in den Augen, sowohl aus Unverständnis als auch aus Rührung. Malala ist eine wunderbare Persönlichkeit, die versucht, Änderungen auf dieser Welt herbeizuführen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie damit Erfolg hat!